Finnschaf mit Lämmern

Was ist Nonsuperwash-Wolle? Ein Leitfaden für Stricker:innen

Wolle gehört seit Jahrhunderten zu den wichtigsten Textilfasern überhaupt. Sie ist warm, atmungsaktiv, wasserabweisend und gleichzeitig angenehm zu tragen. Doch nicht jede Wolle ist gleich: Im Wollregal stößt man immer häufiger auf den Begriff „Nonsuperwash“. Aber was genau bedeutet das?

Nonsuperwash – die ursprüngliche Wollfaser

Unter „Nonsuperwash-Wolle“ versteht man Wolle, die nicht chemisch behandelt wurde, um ihre Eigenschaften zu verändern. Die Faser liegt also in ihrer natürlichen Form vor.

Jedes Wollhaar besteht aus einem Kern, umgeben von einer Schuppenschicht. Diese winzigen Schuppen verhaken sich bei Wärme, Feuchtigkeit und Reibung miteinander – das bekannte Verfilzen. Im Alltag kann das störend sein, ist aber zugleich ein wertvolles Merkmal: Schon seit Jahrhunderten wird Loden durch bewusstes Walken und Filzen hergestellt und zu robuster, wetterfester Kleidung verarbeitet.

Superwash kurz erklärt

Um Wolle maschinenwaschbar zu machen oder besonders weiche Qualitäten – etwa Merino – für empfindliche Haut herzustellen, werden die Fasern im Superwash-Verfahren behandelt. Dabei werden die Schuppen entweder abgetragen oder mit einer Beschichtung (Harz) überzogen. Das reduziert die Gefahr des Verfilzen deutlich, verändert aber auch die Eigenschaften der Faser.

(Da es zu dem ganzen Superwash Thema sehr viel zu sagen gibt, möchte ich an dieser Stelle nicht ins Detail gehen. Es wird dazu demnächst einen eigenen ausführlichen Artikel geben.)

Warum Nonsuperwash?

Viele Stricker:innen greifen bewusst zu Nonsuperwash-Garnen, weil sie die natürlichen Vorteile von Wolle schätzen:

  • Atmungsaktiv: reguliert Wärme und Feuchtigkeit optimal

  • Wasser- und schmutzabweisend: Verschmutzungen dringen nicht leicht ein

  • Robust: die Faser ist langlebig und strapazierfähig

  • Natürlich: ohne chemische Eingriffe, im Einklang mit dem ursprünglichen Charakter der Wolle

Gerade mit Blick auf Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen, sind Nonsuperwash-Garnen eine gute Wahl.

Welche Garne sind Nonsuperwash?

Viele klassische Wollgarne – vor allem von Schafrassen wie Finnschaf, Shetland oder Gotland – sind unbehandelt. Auch Alpaka, Mohair oder Cashmere werden in der Regel nicht superwash-ausgerüstet, da ihre Faserstruktur anders ist und kein Filzschutz notwendig ist. (siehe Abbildung 3)

 

Bei Merinowolle sieht es anders aus: Der überwiegende Teil wird superwash behandelt, da Merino sehr fein ist und schnell verfilzt. Die chemische Behandlung verändert dabei nicht nur die Struktur der Faser, sondern auch ihr Färbeverhalten. Farben dringen gleichmäßiger ein, wirken oft intensiver und sind leichter reproduzierbar. Bei Nonsuperwash-Merino hingegen zeigen sich die natürliche Tiefe und Lebendigkeit der Färbung stärker, was jedes Strickstück zu einem besonderen Unikat machen kann. Gerade im Bereich der handgefärbten Garne dominieren daher Superwash-Varianten, während Nonsuperwash-Garne noch eher seltener verwendet werden.

Abbildung 3: Mikroskopaufnahme unterschiedlicher Fasern. Der Vergleich zeigt, dass es deutliche Unterschiede in der Schuppenstruktur zwischen Schafwolle und z.B. Cashmere gibt. Dazu sieht man ganz deutlich, dass Pflanzenfasern sowie der Seidenfaden eine sehr glatte Oberfläche aufweisen.

Stricken mit Nonsuperwash-Wolle

Das Strickerlebnis unterscheidet sich spürbar. Nonsuperwash-Garne haben mehr Griff und Struktur. Maschenbilder wirken lebendig, die Textur der Wolle bleibt sichtbar. Strickstücke behalten Form und Charakter, sie wirken oft ein wenig „rustikaler“, aber zugleich authentisch und natürlich.

Geeignet sind sie für:

  • Pullover und Cardigans für Herbst und Winter

  • Tücher, die warm und atmungsaktiv zugleich sind

  • Accessoires wie Mützen oder Fäustlinge, die Feuchtigkeit abweisen sollen

  • langlebige Alltagsstücke mit traditionellem Charakter (z.B. Fair Isle Pullover)

Pflegehinweise

Ein wichtiger Unterschied: Nonsuperwash-Wolle ist in der Regel nicht maschinenwaschbar. Um lange Freude an den Strickstücken zu haben, empfiehlt sich:

  • Handwäsche in kaltem bis lauwarmem Wasser

  • Mildes Wollwaschmittel ohne Enzyme oder Weichspüler (diese würden nach und nach die Proteinfaser angreifen)

  • Sanftes Ausdrücken statt Rubbeln oder Wringen (hier ist besondere Vorsicht bei großen Projekten geboten, da das feuchte/nasse Strickstück sehr schwer werden kann)

  • Flach trocknen, um Verformungen zu vermeiden

Mit etwas Achtsamkeit bleibt die Wolle lange schön – und entwickelt oft sogar eine noch angenehmere Haptik beim Tragen.

Fazit

Nonsuperwash-Wolle bedeutet, die Faser in ihrer ursprünglichsten Form zu erleben. Sie verbindet Natürlichkeit, Funktionalität und Tradition. Wer nachhaltige Materialien schätzt und den unverfälschten Charakter von Wolle erleben möchte, findet hier ein Garn, das Geschichte, Handwerk und Natur in jedem Knäuel vereint.

Während Superwash-Behandlungen ihre Berechtigung haben – etwa für Maschinenwaschbarkeit oder handgefärbte Wolle – bietet Nonsuperwash-Wolle die Chance, das Material so zu nutzen, wie sie das Schaf selbst geschaffen hat.

Sag mir gerne in den Kommentaren, ob du Nonsuperwash Wolle schon mal ausprobiert hast, und wenn ja was du davon hältst?

In einem der nächsten Artikel dieser Serie erfährst du dann noch mehr über die Unterschiede zwischen Superwash und Nonsuperwash sowie über den faszinierenden Aufbau der Wollfaser.

Danke fürs Lesen, bis demnächst.

Deine Steffi


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